Unerwünschte Effekte

Verlorene Worte, schwindende Welten: Sprachvielfalt im KI-Zeitalter

Verlorene Worte, schwindende Welten: Sprachvielfalt im KI-Zeitalter

Auflösungserscheinung. Nur wenige Sprachen finden Eingang in die großen Sprachmodelle.

Bild: KL, erstellt mit OpenAI GPT‑4o Image Generation

Wir erleben einen Moment technologischer Euphorie. KI übersetzt, KI spricht, KI schreibt – alles scheinbar mühelos und grenzenlos verfügbar. Doch in Wahrheit erleben wir gerade eine digitale Kolonialisierung der Sprache, die Minderheitensprachen und kulturelle Vielfalt in die Unsichtbarkeit verdrängt.

Weltweit gibt es laut Ethnologue aktuell etwa 7.159 lebende Sprachen – davon ist jedoch nahezu die Hälfte bereits bedroht. Während die 20 meistgesprochenen Sprachen weit über die Hälfte der Weltbevölkerung abdecken, bleiben Tausende kleinere Sprachen fast unsichtbar. Diese Ungleichheit spiegelt sich auch in digitalen Werkzeugen wider: Obwohl Google Translate inzwischen rund 240 Sprachen unterstützt (Stand April 2025), deckt es damit gerade einmal etwa drei Prozent der globalen Sprachlandschaft ab. Gemessen an der Zahl der Sprecher umfasst es zwar den Großteil der Weltbevölkerung – doch gerade Regionen wie Afrika, wo über 2.000 Sprachen gesprochen werden, bleiben digital stark unterrepräsentiert.

Auch in Europa sind etwa Sprachen mit gesellschaftlicher Relevanz wie Baskisch oder Romani in vielen Systemen nur schwach unterstützt und werden weiterhin als sogenannte Low-Resource Languages, also Sprachen, für die nur wenige digitale Daten zur Verfügung stehen, geführt. Zwar verbessern viele Systeme technisch ihre Sprachabdeckung – doch welche Sprachen wie gut unterstützt sind, bleibt ein bewegliches Ziel: ein „Moving Target“, ein Ziel, das sich ständig verändert und daher schwer zu erreichen ist.

Selbst hochentwickelte KI-Modelle wie GPT-4o, Gemini oder Meta’s SeamlessM4T können nur 60 bis 100 Sprachen wirklich souverän bedienen – meist große Weltsprachen, in denen ausreichend profitable Datenmengen vorhanden sind (Stand April 2025). Sobald Sprache subtiler wird, lokale Dialekte auftauchen oder kulturelle Feinheiten gefragt sind, verlieren die Modelle ihre vermeintliche Perfektion. Was übrig bleibt, ist bestenfalls eine kulturelle Oberflächlichkeit, schlimmstenfalls kulturelle Ignoranz.

Wo Daten fehlen, stirbt Sprache
Seit Jahrzehnten beeinflussen Faktoren wie Urbanisierung, Medienkonsum und Bildungspolitik den Sprachwechsel. KI verstärkt nun diese ohnehin bestehenden Trends. Und die bittere Wahrheit ist: In der digitalen Welt entscheidet nun KI entscheidend mit über Existenz oder Nichtexistenz einer Sprache. Wo keine umfangreichen Datensätze existieren, wo Communitys zu klein oder ökonomisch uninteressant sind, verschwindet die Sprache langsam von den Bildschirmen – und damit auch aus dem globalen Bewusstsein. KI mag keine Sprache eliminieren, doch sie entzieht ihr langsam und systematisch die Luft zum Atmen.

Denn Sprache ist niemals nur ein Transportmittel. Sondern auch ein Träger kulturellen Gedächtnisses und gemeinschaftlicher Identität. Algorithmen, die vor allem auf großen Weltsprachen wie Englisch, Mandarin oder Spanisch trainiert werden, übernehmen zwangsläufig deren Perspektiven – einschließlich blinder Flecken und unausgesprochener Vorurteile. So entstehen kulturelle Leerstellen weniger aus Absicht als vielmehr aus ökonomischer Bequemlichkeit: Trainingsdaten für weniger verbreitete Sprachen sind teurer und komplexer zu generieren.

Technologische Entwicklung folgt einer brutalen ökonomischen Logik. Sprachmodelle sind Geschäftsmodelle. Ihre Entwickler folgen dem Geld. Kleine, regionale oder gesellschaftlich benachteiligte Gruppen fallen dabei regelmäßig durchs Raster. KI produziert und verstärkt so eine digitale Hierarchie: Sprachen mit Daten überleben, Sprachen ohne Daten verschwinden. Wer nicht digital spricht, schweigt – und wer schweigt, verliert kulturelle Relevanz.

Vielfalt retten – aber ohne Romantik
Fehlende Diversität ist kein Naturgesetz, sondern eine Frage gesellschaftlicher Prioritäten und politischen Willens. Wir können diese Entwicklung stoppen, aber nicht mit sentimentalen Appellen. Es braucht konkrete, realistische Schritte, die messbar und finanzierbar sind:

  • Daten als Kulturgut: Regierungen sollten gezielt Projekte finanzieren, die Sprachdatensätze für kleinere Sprachen sammeln und zugänglich machen.
  • Communitys stärken: Projekte wie „Masakhane“ oder Mozillas „Mozilla Common Voice“ zeigen, dass Sprachvielfalt kein teurer Luxus, sondern eine machbare Notwendigkeit ist.

Globish oder Vielfalt?
Die Frage ist nicht, ob KI Vielfalt bedroht, sondern wie weit wir diese Bedrohung zulassen. Die digitale Welt könnte ein Ort lebendiger kultureller Vielfalt sein – oder aber sie wird zu einem globalisierten Sprach-Einheitsbrei verflachen. Die Entscheidung liegt nicht bei Algorithmen, sondern bei uns.

Bleibt die entscheidende Frage, ob wir die Entwickler der Sprachmodelle künftig überzeugen können, Mehrsprachigkeit nicht nur als idealistische Randnotiz, sondern als zentrales Qualitätskriterium anzusehen. Nur dann bewahren wir einen digitalen Raum, der so vielstimmig bleibt wie die Welt, aus der er stammt.

Die Mensch-Maschine-Komposition in Text und Bild: Lesart und Entstehung
Die hier geäußerten Positionen treten als eigenständige Stimmen in einem lebendigen Diskurs auf. Sie spiegeln gesellschaftliche, politische und kulturelle Dynamiken rund um Künstlich Intelligenz. Die in den Beiträgen dargestellten Meinungen spiegeln nicht notwendigerweise meine eigene Haltung wider.

Die Beiträge in dieser Rubrik entstehen aus einem kreativen Dialog zwischen Mensch und Maschine. Ausgangspunkt ist zumeist ein prägnanter Gedanke, festgehalten beim Hören von Podcasts zum Thema Künstliche Intelligenz. Im speziellen Fall dieses Beitrag war es ein TV-Beitrag auf arte mit dem Titel „Künstliche Intelligenz: Wer beherrscht die Sprache?

Diese (Audio-) Notizen werden automatisiert transkribiert, gegebenenfalls ins Deutsche übersetzt und anschließend mithilfe gezielter GPT-Prompts zu einem ersten Text verdichtet. Im nächsten Schritt lektoriere ich den Text und gebe gezielte Hinweise, an welchen Stellen die KI Argumentationslinien überprüfen, Kontext ergänzen und Übergänge glätten sollte, um dem Beitrag eine klare, stilistisch stimmige Form zu geben.

Ziel des Prozesses ist es, den Weg vom notierten Gedanken zum fertigen Text so nahtlos und automatisiert wie möglich zu gestalten – zumindest der Idee nach.

Wir erleben einen Moment technologischer Euphorie. KI übersetzt, KI spricht, KI schreibt – alles scheinbar mühelos und grenzenlos verfügbar. Doch in Wahrheit erleben wir gerade eine digitale Kolonialisierung der Sprache, die Minderheitensprachen und kulturelle Vielfalt in die Unsichtbarkeit verdrängt.

Weltweit gibt es laut Ethnologue aktuell etwa 7.159 lebende Sprachen – davon ist jedoch nahezu die Hälfte bereits bedroht. Während die 20 meistgesprochenen Sprachen weit über die Hälfte der Weltbevölkerung abdecken, bleiben Tausende kleinere Sprachen fast unsichtbar. Diese Ungleichheit spiegelt sich auch in digitalen Werkzeugen wider: Obwohl Google Translate inzwischen rund 240 Sprachen unterstützt (Stand April 2025), deckt es damit gerade einmal etwa drei Prozent der globalen Sprachlandschaft ab. Gemessen an der Zahl der Sprecher umfasst es zwar den Großteil der Weltbevölkerung – doch gerade Regionen wie Afrika, wo über 2.000 Sprachen gesprochen werden, bleiben digital stark unterrepräsentiert.

Auch in Europa sind etwa Sprachen mit gesellschaftlicher Relevanz wie Baskisch oder Romani in vielen Systemen nur schwach unterstützt und werden weiterhin als sogenannte Low-Resource Languages, also Sprachen, für die nur wenige digitale Daten zur Verfügung stehen, geführt. Zwar verbessern viele Systeme technisch ihre Sprachabdeckung – doch welche Sprachen wie gut unterstützt sind, bleibt ein bewegliches Ziel: ein „Moving Target“, ein Ziel, das sich ständig verändert und daher schwer zu erreichen ist.

Selbst hochentwickelte KI-Modelle wie GPT-4o, Gemini oder Meta’s SeamlessM4T können nur 60 bis 100 Sprachen wirklich souverän bedienen – meist große Weltsprachen, in denen ausreichend profitable Datenmengen vorhanden sind (Stand April 2025). Sobald Sprache subtiler wird, lokale Dialekte auftauchen oder kulturelle Feinheiten gefragt sind, verlieren die Modelle ihre vermeintliche Perfektion. Was übrig bleibt, ist bestenfalls eine kulturelle Oberflächlichkeit, schlimmstenfalls kulturelle Ignoranz.

Wo Daten fehlen, stirbt Sprache
Seit Jahrzehnten beeinflussen Faktoren wie Urbanisierung, Medienkonsum und Bildungspolitik den Sprachwechsel. KI verstärkt nun diese ohnehin bestehenden Trends. Und die bittere Wahrheit ist: In der digitalen Welt entscheidet nun KI entscheidend mit über Existenz oder Nichtexistenz einer Sprache. Wo keine umfangreichen Datensätze existieren, wo Communitys zu klein oder ökonomisch uninteressant sind, verschwindet die Sprache langsam von den Bildschirmen – und damit auch aus dem globalen Bewusstsein. KI mag keine Sprache eliminieren, doch sie entzieht ihr langsam und systematisch die Luft zum Atmen.

Denn Sprache ist niemals nur ein Transportmittel. Sondern auch ein Träger kulturellen Gedächtnisses und gemeinschaftlicher Identität. Algorithmen, die vor allem auf großen Weltsprachen wie Englisch, Mandarin oder Spanisch trainiert werden, übernehmen zwangsläufig deren Perspektiven – einschließlich blinder Flecken und unausgesprochener Vorurteile. So entstehen kulturelle Leerstellen weniger aus Absicht als vielmehr aus ökonomischer Bequemlichkeit: Trainingsdaten für weniger verbreitete Sprachen sind teurer und komplexer zu generieren.

Technologische Entwicklung folgt einer brutalen ökonomischen Logik. Sprachmodelle sind Geschäftsmodelle. Ihre Entwickler folgen dem Geld. Kleine, regionale oder gesellschaftlich benachteiligte Gruppen fallen dabei regelmäßig durchs Raster. KI produziert und verstärkt so eine digitale Hierarchie: Sprachen mit Daten überleben, Sprachen ohne Daten verschwinden. Wer nicht digital spricht, schweigt – und wer schweigt, verliert kulturelle Relevanz.

Vielfalt retten – aber ohne Romantik
Fehlende Diversität ist kein Naturgesetz, sondern eine Frage gesellschaftlicher Prioritäten und politischen Willens. Wir können diese Entwicklung stoppen, aber nicht mit sentimentalen Appellen. Es braucht konkrete, realistische Schritte, die messbar und finanzierbar sind:

  • Daten als Kulturgut: Regierungen sollten gezielt Projekte finanzieren, die Sprachdatensätze für kleinere Sprachen sammeln und zugänglich machen.
  • Communitys stärken: Projekte wie „Masakhane“ oder Mozillas „Mozilla Common Voice“ zeigen, dass Sprachvielfalt kein teurer Luxus, sondern eine machbare Notwendigkeit ist.

Globish oder Vielfalt?
Die Frage ist nicht, ob KI Vielfalt bedroht, sondern wie weit wir diese Bedrohung zulassen. Die digitale Welt könnte ein Ort lebendiger kultureller Vielfalt sein – oder aber sie wird zu einem globalisierten Sprach-Einheitsbrei verflachen. Die Entscheidung liegt nicht bei Algorithmen, sondern bei uns.

Bleibt die entscheidende Frage, ob wir die Entwickler der Sprachmodelle künftig überzeugen können, Mehrsprachigkeit nicht nur als idealistische Randnotiz, sondern als zentrales Qualitätskriterium anzusehen. Nur dann bewahren wir einen digitalen Raum, der so vielstimmig bleibt wie die Welt, aus der er stammt.

Die Mensch-Maschine-Komposition in Text und Bild: Lesart und Entstehung
Die hier geäußerten Positionen treten als eigenständige Stimmen in einem lebendigen Diskurs auf. Sie spiegeln gesellschaftliche, politische und kulturelle Dynamiken rund um Künstlich Intelligenz. Die in den Beiträgen dargestellten Meinungen spiegeln nicht notwendigerweise meine eigene Haltung wider.

Die Beiträge in dieser Rubrik entstehen aus einem kreativen Dialog zwischen Mensch und Maschine. Ausgangspunkt ist zumeist ein prägnanter Gedanke, festgehalten beim Hören von Podcasts zum Thema Künstliche Intelligenz. Im speziellen Fall dieses Beitrag war es ein TV-Beitrag auf arte mit dem Titel „Künstliche Intelligenz: Wer beherrscht die Sprache?

Diese (Audio-) Notizen werden automatisiert transkribiert, gegebenenfalls ins Deutsche übersetzt und anschließend mithilfe gezielter GPT-Prompts zu einem ersten Text verdichtet. Im nächsten Schritt lektoriere ich den Text und gebe gezielte Hinweise, an welchen Stellen die KI Argumentationslinien überprüfen, Kontext ergänzen und Übergänge glätten sollte, um dem Beitrag eine klare, stilistisch stimmige Form zu geben.

Ziel des Prozesses ist es, den Weg vom notierten Gedanken zum fertigen Text so nahtlos und automatisiert wie möglich zu gestalten – zumindest der Idee nach.

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